Jedes Kind ist anders, nicht nur in ihrer körperlichen Beschaffenheit, sondern auch wie sie denken und was sie fühlen. Daher ist es der erste wichtige Schritt für ein erfolgreiches Arbeiten mit einem Kind, es in seinen Intentionen zu verstehen und bei seiner spontanen Aktivität zu beobachten. Helene Helming (Helming, 1977) beschreibt die Arbeit mit Kindern so: „Wer etwas sehen will, muss sich selbst vergessen. So schafft er in sich Raum für das zu Sehende.“ Nur durch das Eingehen auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes, kann man auch den Handlungs- und Bewegungsspielraum des Kindes richtig wahrnehmen und in Folge helfen, diesen durch gezielte Bewegungsübungen gezielt zu erweitern.
Durch das Achten und Respektieren der Handlungsformen des Kindes gibt man gleichzeitig Handlungsspielraum, den es selbst gestalten kann. Das Kind lernt es, „selbst zu lernen“ und handelt immer weniger impulsiv oder unkontrolliert, wie man es bei hyperaktiven Kindern oft beobachten kann. Es übernimmt selbst die Verantwortung für sein Handeln.
Wie hilft man dem Kind, seinen eigenen Handlungsspielraum zu entdecken? Wichtig ist das Wahrnehmen des Körpers und der eigenen Fähigkeiten. Durch einfache Bewegungsübungen wird das bewusste Atmen gefördert, das wiederum hilft, den Geist still werden zu lassen. Auf Dauer steigert sich so die Konzentrationsfähigkeit des Kindes.
Erfolgreiches Lernen wird nur möglich sein, wenn Körper und Geist im Einklang sind. Die Natur hat uns beides gegeben, es kann nicht das eine ohne das andere sein. Deshalb gilt es, beide bewusst zu trainieren und in Einklang zu bringen. Effektvolle Bewegungsübungen für Kinder findet man in der alten, indischen Yogaphilosophie, die interessanterweise nichts anderes zum Ziel hat, als zu helfen, Körper und Geist zu vereinen. Die berühmte italienische Erziehungswissenschaftlerin Maria Montessori hat sich in der Arbeit mit Kindern folgende Zielvorgabe gesetzt: Man muss die innere Führung des Kindes wirksam ausbauen helfen. So kann es seinen eigenen Weg intuitiv erkennen und es lernt, auf den „Ruf des Herzens und der Dinge“ zu folgen (Montessori, 1969). Erfolgreiches Lernen mit Kindern ist nicht nur Vokabeltraining, Rechtschreibübung oder Diktat. Es geht weit darüber hinaus und ist ein Weg des Begleitens, der Kind und Erwachsenem viel Freude bereiten kann.
Tipp: Probieren sie folgende einfache Bewegungsübungen mit Ihrem Kind aus und beobachten Sie;)
Der Baum – Diese Übung gibt Kraft, verbessert die Konzentrationsfähigkeit und die Balance.
- Mit geschlossenen Beinen am Boden stehen und ruhig werden.
- Rechtes Bein heben und soweit oben wie möglich auf das linke Bein legen.
- Gleichgewicht finden, einatmen und Arme über den Kopf strecken.
- Hier bleiben und tief atmen. Dann auf der linken Seite wiederholen.
Der Löwe – Diese Übung dehnt die Hüften, Oberschenkel und Fußgelenke, beruhigt den Geist und mindert Stress und Unruhe.
- In die Knie gehen und auf die Fersen setzen.
- Hände auf die Knie legen.
- Tief durch die Nase einatmen.
- Mund öffnen, Zunge herausstrecken, Augen weit aufmachen und mit einem lauten „Löwengrölen“ durch den Mund ausatmen. Einige Male wiederholen.