
Gerade im Frühling, wenn die Natur um uns herum erwacht, ist Wiese und Wald ein aufregendes Schauspiel für jedes Kind. Körper- und Sinneserfahrungen können nun auf vielfältige Weise stattfinden. Sei es durch das Beobachten der Frühlingsknotenblumen, die Tag für Tag weiter aus dem Boden sprießen, das Ertasten des Waldmooses oder durch Wasserspiele am Bach. Das Kind lernt Ursachen- und Wirkungszusammenhänge auf spielerische Weise kennen. Es begreift es im Tun. Etwa durch das Bauen eines kleinen Damms am Bach, lernt das Kind die Eigenschaften des Wassers kennen.
Maria Montessori (1870-1952), italienische Ärztin und Gründerin der Montessori-Pädagogik schreibt: „Wir glauben heute, dass wir unsere Muskeln nur zur körperlichen Fitness benötigen. Der Fehler dabei ist, unseren Muskelapparat getrennt von unseren höheren Sinnen zu betrachten! Es geht nicht darum, entweder das Gehirn zu trainieren, oder den Körper zu trainieren, die menschlichen Bewegungsabläufe müssen mit dem Gehirnfunktionen in Koordination stattfinden. Denken und Bewegen gehört zusammen. Nur durch Bewegung kommen eigener Wille und Gedanken zum Ausdruck.“
Wenn man an die Entwicklung des Kindes denkt, merkt man, dass es vor allem die Bewegung ist, die zu Lernerfahrungen führt. Ein Kleinkind nimmt schnell Dinge in die Hand oder den Mund, um besser begreifen zu können. Wenn Kinder älter sind, setzt sich diese Freude an erkundender Bewegung fort. Erwachsene können auf verschiedene Weise Möglichkeiten zur zielgerichteten Bewegungserfahrung für das Kind schaffen.
Es gilt unkoordiniertem Handeln in koordinierte Bewegung umzuwandeln – dies gelingt, indem man den Bewegungszweck in den Mittelpunkt rückt. Sei es, dass das Kind die Zutaten für den Brotteig selbst wiegt, mischt und knetet, bei der Gartenarbeit hilft, oder Frühlingskräuter für den Salat sammelt. Jeder dieser Bewegungsabläufe steht in direkter Verbindung zu einer geistigen Erfahrung für das Kind. Es lernt durch zweckmäßige Bewegung.