Die Aufgabe der Umgebung ist es nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren. (Maria Montessori, 1956) Im Umgang mit dem Kind spielt dabei die Art und Weise, wie wir mit unseren Kindern sprechen, eine grundlegende Rolle. Unsere Umgangsform mit ihm, ermöglicht es dem Kind, sich zu orientieren, sich selbst auszudrücken und sich verstanden zu fühlen.
Kinder bis 3 Jahre haben einen „absorbierenden Geist“, wie es die Erziehungswissenschaftlerin Maria Montessori umschreibt. Es ist eine Form von Intelligenz, die es dem Kind ermöglicht, alles um sich herum aufzunehmen, ohne es notwendigerweise verstehen zu müssen. Der Erwachsene hingegen nimmt Informationen auf, versucht sie zu verstehen und werden dann nur Teil seines Gedächtnisses.
Kinder aber absorbieren Eindrücke von der Umwelt und werden eins mit ihnen. Sie laden Informationen herunter, die für immer in ihrem Unterbewusstsein abgespeichert sein werden und Teil ihrer Persönlichkeit werden. Ab dem vierten Lebensjahr etwa wird diese unbewusste, absorbierende Tätigkeit des Geistes durch bewusste Aktivität ergänzt. Das Kind beginnt bewusst zu handeln und die Welt gezielt zu erobern.
Diese Entwicklungsphasen des Kindes, müssen wir auch in der Kommunikation mit dem Kind berücksichtigen. In der Folge teile ich ein paar praktische Tipps, die im Umgang mit unseren Kleinen hilfreich sein können:
- Sage, was Du willst, nicht was du nicht willst: Wir haben für alle Ideen, Gedanken, Eindrücke sofort Bilder im Kopf parat. Denkt man zum Beispiel an eine Zitrone, sieht man die Zitrone vor sich und kann beinahe den sauren Saft der Zitrone schmecken. Verneinungen wie „Nein, nicht oder nie“ können wir allerdings nicht visualisieren. Wenn wir also zu unseren Kindern sagen „Lauf nicht!“, erscheint nur das gedankliche Bild des Laufens im Kopf und das Kind läuft lustig weiter in der Wohnung herum. Probieren Sie es aus und sagen Sie: „Lass uns gehen!“, finden Sie also eine positive Ausdrucksweise, Ihre Botschaft wird ankommen. Tipp: Nehmen Sie sich an einem Wochenende vor, niemals mit Verneinungen zu kommunizieren, z.B. Tu das nicht, Nein, das geht nicht etc. sondern finden Sie positive Ausdrucksweisen und beobachten Sie was passiert!
- Vermeide „Du musst, du sollst..“: Diese Ausdrucksweisen setzen unter Druck, aber motivieren nicht. „Du musst gleich Deine Hausaufgaben machen!“ lässt nicht wirklich Freude aufkommen, „Lass uns die Hausaufgaben angehen!“ hat da gleich einen anderen Tonfall, der zum Arbeiten anspornt.
- Geben Sie eine Auswahlmöglichkeit: Es ist schon spät und die Kinder müssen aus dem Haus, um rechtzeitig in die Schule zu kommen. Ihr Kleinster verweigert, sich anzuziehen. Probieren Sie ihm eine Auswahl zu geben: „Magst Du das rote oder das grüne T-Shirt anziehen?“ Ihre Kinder mögen kein Gemüse essen? Fragen Sie „Magst du Karotten oder Erbsen?“ oder „Magst Du die Zucchini vor den Kartoffeln oder danach?“ – durch das Bieten einer Auswahl legen Sie einen Fokus und helfen dem Kind indirekt vielleicht sogar aus einer „Verhaltens-Sackgasse“.
- Begründen Sie! Ihr Kind wird viel wahrscheinlicher Ihrem Wunsch aufgeschlossen sein, wenn Sie ihm den Grund dafür nennen, z.B. „Lass uns die Schuhe vom Gang in den Schrank räumen, dann finden wir sie morgen auch gleich sofort.“ Das Kind weiß somit gleich, warum es etwas machen muss und wird eher dazu einwilligen.
- „Zuerst…dann“: Anstatt Konditionen zu stellen, z.B. Nur wenn Du aufräumst, gibt’s ein Eis.“ setzen Sie Ihre Aussage in eine zeitliche Anordnung „Zuerst machst Du sauber, dann können wir ein Eis essen gehen.“ – das Kind nimmt die zweite Aufforderung wahrscheinlicher in Kauf, klingt sie doch viel freundlicher und zeigt, „wo die Reise hingeht“.
- „Sag mal, Hör zu, Halte kurz an..“: Eine kurze Einleitung wie „Ich möchte Dir etwas ganz besonderes sagen“, oder „Hör kurz her“, hilft die Aufmerksamkeit des Kindes zu bekommen, bevor Sie die eigentliche Mitteilung machen.
- „Aber, aber,..“: Wie oft hören wir unsere Kinder sagen, „Wir müssen Mittag essen, aber zuerst ich will in den Garten!, Ich muss aufräumen, ich weiß, aber meine Freunde warten, …“ Versuchen Sie den Trick, den Satz einfach umzudrehen: „Ich weiß, Du willst in den Garten, aber zuerst essen wir Mittag.“ Oder „Dein Freunde warten schon? Aber zuerst lass uns aufräumen.“
- 3 x Ja, dann ist auch das 4te Mal ein Ja: Diese Technik wird in der Werbung oft verwendet und sie funktioniert, es ist also sicherlich auch einen Versuch zu Hause wert. Zum Beispiel: „Willst Du heute Nachmittag im Garten spielen? – Ja, „Willst Du Deine Freunde anrufen auch dazuzukommen? – Ja, „Willst Du Deine neuen Turnschuhe anziehen?- Ja. Dann räumen wir zuerst den Schuhkasten auf, ok? – JA.
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Eure Karin Schaden
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