“Hilf mir, es selbst zu tun!”

Maria Montessori, eine italienische Erziehungswissenschaftlern und Gründerin der Montessori Schulen, erkannte schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts, dass sich genauso wie sich Babys je nach Entwicklungsphase aus eigenem Antrieb die Beschäftigung suchen, die sie gerade interessiert, und dabei lernen, Kinder auch später noch lernen.

Durch Sehen, Hören, Schmecken, Ertasten und Riechen, nimmt ein Kind seine direkte Umwelt um sich herum von Anfang an wahr („Entdecker durch die Sinne“). Auf dieser Basis lernen Kinder gerade bis zum sechsten Lebensjahr mit besonderer Leichtigkeit und schaffen die Basis für späteres kreatives Gestalten und Erfahren seines weiteren Umfeldes. Dabei handelt jedes Kind auf individuelle Weise und ist von Geschehnissen in seiner Umgebung verschieden beeinflusst. Gerade wenn es Veränderungen im Leben des Kindes gibt, wie etwa das Wechseln vom Kindergarten in die Schule, kann dies verschiedene Auswirkungen auf das Kind haben.

Eine Mutter erzählt: „Seit einigen Wochen geht unser Sohn in die Volksschule. In der ersten Woche ging es wunderbar und er wartete morgens schon mit Schultasche abfahrtbereit an der Haustüre. Doch seit letzter Woche ist sein Verhalten trotzig und uneinsichtig. Er versucht seinen Willen mit allen Mitteln durchzusetzen, auch wenn es nur um Kleinigkeiten geht, wie etwa welches Brot zum Frühstück zuerst angeschnitten wird.“

In solchen Situationen gilt es als Elternteil einen Schritt zurück zu machen, das Kind einfach nur zu beobachten, zuzuhören und zu erkennen, was zu seinem Verhalten führt. Es könnte ein neuer Schulkollege sein, der ihn hänselt, oder einfach nur die morgendliche, hektische Routine, wenn die Familie zur Arbeit und Schule eilt und kaum Zeit für ein ruhiges Wort bleibt.

Ein Gespräch mit dem Lehrer kann in einer solchen Situation ein erster wichtiger Schritt sein, um herauszufinden warum das Kind plötzlich unruhig oder trotzköpfig ist. Es könnte sich durch das Beobachten des Kindes auch herausstellen, dass es sich bei der Unruhe des Kindes um die verstärkte Aufmerksamkeit der Eltern gegenüber der sehr energetischen, kleineren Schwester dreht, und der Sohn sich schwer tut, sich in seiner Rolle des „großen Bruders“ zurechtzufinden.

Bub an der TafelGewonnene Einblicke durch aufmerksames Beobachten können die Basis für einen anderen Ansatz der Beschäftigung mit dem Kind sein. Vielleicht merken die Eltern, dass bewusst Zeit nur mit ihm zu verbringen und gemeinsam ein Buch zu lesen, der Sohn mit großer Freude annimmt. Gemeinsame „Ruhezeiten“ festzulegen, an denen er weiß, jetzt ist der Papa oder die Mama nur für mich da, könnte ein weiteres, einfaches Mittel sein. Oder Bewegungsspiele im Garten mit anderen Kindern seines Alters zu organisieren, die es ihm erlauben, mit Gleichaltrigen, Energien auszutoben und körperliche Koordination zu trainieren, die er gegenüber seiner kleinen Schwester nicht ausprobieren kann.

Am Ende liegt es in der Hand der Eltern, ihrem Einfühlungsvermögen und ihrem Angebot an das Kind, den jungen Menschen so in seiner Entwicklung zu begleiten, dass er seine eigenen Interessen entdecken kann und freiwillig mehr darüber erfahren möchte.

Grundprinzip sollte nach Maria Montessori immer sein: „Gib dem Gehirn niemals mehr, als der Hand“ – nur wenn einem Kind die Möglichkeit gegeben wird, neue Eindrücke mit den Sinnen wahrzunehmen und zu festigen, werden Kinder auch im späteren Alter in der Lage sein, in Unabhängigkeit und auf freiwilliger Basis Herausforderungen in der Schule anzunehmen und Aufgaben selbstständig zu meistern.

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