Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen
von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.
Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.
(Rainer Maria Rilke, 1898)
Kinder sind unsere größten Lehrmeister. Beobachtet man ein Kind, so kann man nur immer wieder erstaunt sein über Ihre Offenheit gegenüber allem, was in ihrem jungen Leben auf sie zukommt. Sie nehmen alles mit offenen Armen an. Egal, ob es Worte, Taten, Begegnungen oder Eindrücke sind, ein Kind nimmt alles voller Neugier und Unvoreingenommenheit auf.
In den Kindern wohnt ein Geist, der alles um sie herum wahrnehmen und wie ein Schwamm aufsaugen lässt. Die Erziehungswissenschaftlerin Maria Montessori erkannte schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts, dass alle Kinder ohne Unterschied die Fähigkeit besitzen, Kultur zu ‚absorbieren, also ganz unbewusst und uneingeschränkt aufzunehmen: “Wir konnten beobachten, wie das Kind (im Alter zwischen drei und sechs Jahren) weit mehr als Lesen und Schreiben ‚absorbierte‘: Botanik, Zoologie, Mathematik, Geografie erlernte es gleichermaßen leicht, spontan und ohne Anstrengung” (Maria Montessori, 1984)
Zusätzlich baut das Kind dabei aber vor allem auch seine Persönlichkeit auf. Wie aufgeschlossen das Kind gegenüber anderen Sprachen, Kulturen und Traditionen ist, hängt von seiner Umwelt ab, in der es aufwächst. Und dafür zeichnen wir Erwachsene uns verantwortlich: Gemeinsames Lesen von Geschichten anderer Ländern, das Teilnehmen an Festen anderer Religionen, aber auch das aktive Wahrnehmen und Anwenden anderer Sprachen im Alltag, machen das Kind zum Baumeister eines Menschen, der so seine Offenheit gegenüber seiner Welt auch über das Kindesalter hinaus bewahren kann.
Wunderschöne Hompage, das Gedicht gefällt mir sehr!